Thailand - Die Katastrophe lässt sich weder vertuschen noch verharmlosen, seitdem das aus einer lecken Pipeline ausgetretene Öl die Insel Samet erreicht hat, die in ihrer Gesamtheit als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.
Das Öl wird an die Küste der Insel geschwemmt, bislang ist die Bucht Ao Phrao betroffen.
Die Katastrophe gehört wohl zu den schlimmsten, was das Versagen von Behörden betrifft. Zunächst wurde nicht verhindert, dass es überhaupt zu einem Leck in einer Pipeline kommen konnte. Es wurde ferner nicht verhindert, dass sich der Ölteppich ausbreitet, Richtung Koh Samet trieb und schließlich dort den Strand erreichte. Es ist nicht mehr auszuschließen, dass auch das Festland in Höhe Rayong betroffen sein wird.
Begleitet wurde dieses Unvermögen von ständiger Desinformation und falschen Aussagen derjenigen, die mit der Angelegenheit betraut waren. Dazu gehören die thailändische Marine und insbesondere die PTT Global Chemical Plc (PTTGC).
Die Katastrophe begann am frühen Morgen des 27. Juli. Ein Tanker pumpte rund 20 Kilometer vor Rayong Rohöl in eine Pipeline der PTTGC, eine Tochtergesellschaft des staatlichen Öl- und Gasgiganten PTT.
Es gibt mehrere Versionen, wie es zu dem Leck kommen konnte. Welche auch immer stimmt, Tatsache ist, dass sich 50.000 Liter dickes, schwarzes Rohöl ins Meer ergossen, bevor gehandelt und die Pipeline abgeschaltet wurde.
Als zwei Tage später, am 29. Juli, Fotos kursierten, die Koh Samet zeigten, wurde der Öffentlichkeit bewusst, wie es aussieht, wenn sich 50.000 Liter Öl im Meer befinden. Während sich das Killeröl wie ein schwarzes Laken auf den Strand zubewegte, wurde die Öffentlichkeit sowohl von dem staatlichen Unternehmen als auch von der Marine falsch informiert. Es wurde verschwiegen, wohin das Öl trieb, ferner die möglichen Folgen verharmlost und heruntergespielt.
Noch am 27. Juli, wenige Stunden nach dem Problem mit der Pipeline, behauptete die PTTGC, eine Sperre von 200 Metern Länge würde den Ölteppich aufhalten und dessen Ausbreitung verhindern. Doch das Unternehmen wusste zu diesem Zeitpunkt schon längst, dass diese Aussage falsch war. Die PTTGC hatte sich nämlich bereits an die Marine mit der Bitte um Hilfe gewandt, ebenso an die Behörde für Meeresbiologie und ein Unternehmen in Singapur.
Was dann folgte war Zweckoptimismus, falsche Annahmen und Behauptungen, die nicht nur zu schön waren, um wahr zu sein, sondern schlichtweg unrichtig. Die meisten Aussagen klangen wie das bekannte „Keine Sorge, wir haben alles unter Kontrolle“, die die Öffentlichkeit bei anderer Gelegenheit schon zur Genüge gehört hat. Die jetzige Ölkatastrophe ist ein weiterer Beweis, dass man nicht alles glauben sollte, was die Behörden erzählen. Denn meistens sind die gemachten Behauptungen falsch.
Die PTT selbst hat strenge Umweltkontrollen vorgeschlagen, und die sollten jetzt auch kommen. Das Verpesten von Koh Samet ist der zweite große Unfall innerhalb von vier Jahren. Im Jahre 2009 leckte westlich von Australien zweieinhalb Monate lang eine Bohrplattform bevor sie in Flammen aufging. Eine australische Untersuchungskommission stellte fest, dass sich die für die Katastrophe verantwortliche Tochterfirma der PTT schlicht nicht an geltende Vorschriften gehalten hat.
Die PTT erkannte dieses Ergebnis des Untersuchungsausschusses nicht an und weigerte sich, Schadensersatz zu zahlen mit der Begründung, es gebe keine Beweise, dass die Umwelt geschädigt wurde. Es bleibt abzuwarten, ob die PTT auch in Bezug auf Koh Samet so argumentieren wird, auch wenn Bilder jetzt schon etwas anderes beweisen.
Spätestens jetzt sollte zu den Prioritäten der Regierung gehören, die PTT ständig zu kontrollieren. Das „No-Problem“-Unternehmen, das seine Verfehlungen wohl als Kavaliersdelikte einschätzt, sollte so nicht davonkommen können.
Da der Staat Inhaber des Unternehmens ist, muss eine solche Kontrolle Gruppen vorbehalten bleiben, die außerhalb des Unternehmens stehen, damit sichergestellt werden kann, das Umweltschutz- und Gesundheitsvorschriften eingehalten werden und PTT zum Wohle der Öffentlichkeit arbeitet.
Gleichzeitig sollte die Regierung einmal darüber nachdenken, ob es wirklich eine gute Idee ist, im Golf von Thailand nach Öl zu bohren. Gefährdet wäre dann eine andere Paradiesinsel: Koh Samui.
Die Katastrophe von Koh Samet sollte eigentlich bewiesen haben, dass das eine schreckliche Idee ist. Die Einwohner von Koh Samui wissen das längst und waren schon immer gegen diese Pläne. Ihre Bedenken sind berechtigt, ihre Stimmen sollten bei öffentlichen Anhörungen beachtet werden.
(rgt) Ich danke an dieser Stelle dem News-Magazin "Wochen Blitz" für die Genehmigung, nach meiner Sicht aktuelle Beiträge aus Thailand auf meiner Webseite verwenden zu dürfen.
Peter Rank
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